Stefan Schneider - Wohnungslosigkeit und Subjektentwicklung

6. Aufbau der Arbeit

Der Aufbau dieser Arbeit orientiert sich an den üblichen Kriterien der darstellungslogischen Präsentation sozialwissenschaftlicher Untersuchungen.

Den Ausgangspunkt für die im Titel sehr allgemein formulierte Relation von "Wohnungslosigkeit und Subjektentwicklung" bildet dabei das konkrete Problem, das mit dem Widerspruch "Wohnungslos auf der Straße trotz Hilfesystem" benannt werden kann. Behandelt werden in Kapitel II "Problem" die zentralen praktischen Dimensionen dieses Gegensatzes: Zunächst geht es um die Schwierigkeiten der qualitativen wie quantitativen Erfassung von Wohnungslosigkeit, insbesondere dann, wenn sich dieses Phänomen üblichen behördlichen und institutionellen Zugriffen und Zugriffsmöglichkeiten entzieht. Beurteilt wird der Stellenwert des Problems, beleuchtet werden aber auch Entwicklung, Funktion und Bedeutung der Hilfeangebote und -einrichtungen in diesem Kontext.

Der Diskurs zum Problem erfordert eine eingehende Auseinandersetzung mit dem "Stand der Forschung" in Kapitel III. Eine kurze Rezeption der internationalen Diskussion zu Wohnungslosigkeit - insbesondere auf der Ebene der UNO und der EU - verdeutlicht den globalen Kontext der Problematik. Die darin immanenten spezifischen Forschungsprobleme zwingen aber aus pragmatischen Erwägungen dazu, die weitergehende Auseinandersetzung mit dem Stand der Forschung vorrangig auf den deutschen Sprachraum zu konzentrieren. Nach einem kurzen Gang durch die bisher vorliegenden empirischen Forschungsergebnisse kommt dann die Theorie ins Zentrum der Überlegungen. Untersucht werden zuerst die gängigen Erklärungsmodelle zur Verursachung von Wohnungslosigkeit. Eine kritische Zwischenbilanz plausibilisiert die Notwendigkeit der eigenen Untersuchung.

Die dann notwendigen Vermittlungsschritte zwischen den theoretischen Voraussetzungen und dem tatsächlichen empirischen Arbeiten werden im Kapitel IV "Durchführung der Untersuchung" behandelt. Zunächst wird die zentrale Hypothese, die auf den inneren Zusammenhang von biografischer Entwicklung und Lebenslage(bewältigung) zielt, herausgearbeitet, erläutert und begründet. Daraus ergeben sich zum einen konkrete Fragen und Zielsetzungen für eine eigene Untersuchung, sowie zum anderen methodologische Folgerungen für die praktische Forschung im Feld und deren Auswertung. Der letzte Abschnitt bezieht sich auf die praktische Organisation der Untersuchung, die im wesentlichen aus drei Schritten besteht: der Zugang zum Feld, die Erhebung von Untersuchungsmaterial (in erster Linie: Interviewgespräche) und die Auswertung.

Im Kapitel V "Untersuchungsgruppe" sind die systematischen Kriterien beschrieben, nach denen die Auswahl der 17 Personen erfolgte, die im Hauptteil dieser Arbeit (Kapitel VI "Die Wohnungslosen: Darstellung und Interpretation") ausführlich vorgestellt werden. Anschließend erkläre und begründe ich die von mir gewählte Unterteilung der Gesamtgruppe in vier Teilgruppen. Der letzte Abschnitt ist ein tabellarisches "briefing" der Untersuchungsgruppe. Diese Zusammenstellung von Daten soll der/m LeserIn einen Überblick ermöglichen, sie ist zugleich als eine erste Orientierungshilfe gedacht, um die Vielzahl der Charaktere, Lebensgeschichten und Lebenslagen zu erfassen.

In Kapitel VI "Die Wohnungslosen: Darstellung und Interpretation" kommen die von mir befragten Wohnungslosen selbst zu Wort, das Kapitel bildet den weitaus umfangreichsten Teil der Arbeit. Ich gebe die Aussagen in einer von mir erstellten, d.h. gekürzten, geordneten, stilistisch be- und überarbeiteten, anonymisierten sowie durch meine Überschriften strukturierten Transkription der Gesprächsaufnahme authentisch wieder - gekennzeichnet durch den Schrifttyp Helvetica***. Auf die Falldarstellung folgt jeweils meine Interpretation. Die einzelnen Falldarstellungen (und ihre Interpretation) können auch unabhängig vom Kontext dieser Arbeit gelesen werden, sie erklären sich in der Regel selbst.

Während in Kapitel VI die Interpretation entlang der einzelnen Falldarstellung vorgenommen wurde, erfolgt in Kapitel VII "Auswertung" eine systematische Analyse im Querschnitt. Herausgearbeitet und untersucht werden zentrale biografische Widersprüche, Problemfelder und Lösungsversuche sowie ihre Bedeutung als Ursachen für die Entstehung von Wohnungslosigkeit. Die unterschiedlichen Lebenslagen und Bewältigungsstrategien der Wohnungslosen, die zentralen Merkmale und Kennzeichen ihrer Situation und die darin enthaltene Problematik eines Ausstiegs bzw. eines dauerhaften Verbleibs in der Wohnungslosigkeit werden anschließend herausgearbeitet und bewertet. Die Bilanzierung der Auswertung führt zurück zum Ausgangsproblem der Untersuchung.

Im Kapitel VIII "Schlußfolgerungen" werden die Ergebnisse der Auswertung weiter verallgemeinert und auf der Ebene der Fragestellung "Wohnungslose: Subjekte ihrer Tätigkeit oder Objekte der Lebensumstände?" diskutiert. Dann wird das speziellere Problem von Subjektivität und persönlicher Sinn in den drei Dimensionen Biografie, aktuelle Lebenslage und Hilfe erörtert. In einer kritischen Bewertung komme ich explizit auf die Ausgangshypothese der Untersuchung zurück und versuche, erste vorläufige Antworten zum Problemkontext von "Wohnungslosigkeit und Subjektentwicklung" zu skizzieren.

Am Anfang des perspektivischen Kapitels IX "Zusammenfassung, Konsequenzen und Perspektiven" steht ein kurzes Resümee der Arbeit. Daraus werden zum einen nächste Schritte der wissenschaftlichen Auseinandersetzung zum Problem Wohnungslosigkeit (Theoriebildung, Forschung) entwickelt. Zum anderen werden konkrete Überlegungen, Einschätzungen und Empfehlungen für den Bereich der Hilfe für Wohnungslose abgeleitet und begründet.

Der Anhang X "Medien" verzeichnet die von mir verwendete Literatur und andere Medien. Darüber hinaus dokumentiere ich umfassend und ausführlich den empirischen Teil der Untersuchung (Übersichten zu den Protokollnotizen, Interviewgesprächen und zur Supervision). Der Fotonachweis belegt Ort und Zeitpunkt der von Karin POWSER für diese Arbeit erstellten Fotos.

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© Text und Gestaltung: Stefan Schneider (zosch@zedat.fu-berlin.de)
Fotos: Karin Powser - Logo: Willly Drucker
Letzte Änderung: 08.12.97