Stefan Schneider - Wohnungslosigkeit und Subjektentwicklung
 

JENS

Perspektiven

Ich habe eine Kulturgruppe, die jetzt nicht kontinuierlich arbeiten kann, weil die finanziellen Sachen nicht gesichert sind. Mir ist wichtig, daß ich eine Art ABM-Geschichte da machen könnte aus der Sache. Da versucht M., der Sozialarbeiter, auch noch was zu machen, aber das dauert natürlich. Ich möchte schon wieder in dem Beruf, den ich gelernt habe, in Bezug aber dann Richtung Wohnungslose, reingehen. Mit Kultur, das heißt auch, mit Menschen zusammen was zu entwickeln. Kultur ist für mich Bewußt-Arbeit. Für die Gesellschaft, mit der Gesellschaft, mit den Leuten zusammen. Gelder erstreiten am Senat, Öffentlichkeitsarbeit machen. Wenn es da eine Stelle gibt, wo man sich einklinken kann, dann wäre das für mich eine Perspektive. Sonst gehe ich in meinen Beruf zurück, in meinem Bereich mit Kindern oder Jugend. Dann bin ich wieder von der ganzen Sache weg. Außer, wenn ich am Wochenende die Hohenstaufen besuchen gehe, weil ich dann natürlich frei habe.

Und sonst muß ich sehen. Ich habe schon mit Ben Wagin zusammengearbeitet, da habe ich im Weltenbau mitgemacht 1987 am Savignyplatz. Im künstlerischen würde ich mich auch gut sehen können, also nicht bildnerische Kunst, sondern Aktionskunst. Ich habe ja einen Beruf, ich müßte mich an der HdK[8] bewerben. Da ist natürlich eine Voraussetzung, da muß man schon Qualität mitbringen, da wollen sie Mappen sehen. Das weiß ich aber noch nicht genau. Ich bin also auch früher sehr viel in Galerien rumgerast, mit vielen Leuten ins Gespräch gekommen. Das hat mir auch viel gebracht. Leben ist eine Art Kunst. Im kleinsten und im großen Rahmen. Hat ja Beuys versucht auch darzustellen. Und ich glaube, auch Kunst zu überleben ist oft wertvoller als im Luxus zu sterben. Den ganzen Menschheitsluxus meine ich jetzt damit. Die Arroganz des Luxus-haben-Wollens, das kann ja nicht das Wahre sein. Es geht um die gesellschaftliche Beförderung, die Öffnung der ganzen Gesellschaft. Kunst hat immer mit politischen Forderungen zu tun.

Ich will im nächsten Jahr mit K.H. vom Seeling-Treff auf die Wilmersdorfer Straße[9] gehen und eine Aktionswoche machen. Vielleicht mit der Kulturgruppe, daß die dort Theater macht. Und dann Informationen verteilen. Und andere Ideen noch. Linke Gruppen noch irgendwie mit ranziehen, Asylanten mit ranziehen, oder irgendwie noch Leute, die wirklich unter Druck stehen. Also Kräfte mobilisieren. Und das, denke ich mir, ist doch machbar. Das wäre für mich eine Perspektive, solange ich nicht in meinen Beruf zurückkehren sollte.

ENDE

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© Text und Gestaltung: Stefan Schneider (zosch@zedat.fu-berlin.de)
Fotos: Karin Powser - Logo: Willly Drucker
Letzte Änderung: 08.12.97