Stefan Schneider - Wohnungslosigkeit und Subjektentwicklung
 

WERNER

Perspektiven

Hinterher, wenn wir jetzt wirklich wissen, wo wir fest wohnen können, muß ich sehen, daß ich meine Papiere wiederkriege. Da bin ich mir sicher, daß ich dann da ich eine sichere Unterkunft habe. Dann werde ich nochmal nach O.Stadt fahren müssen, mir wieder eine Geburtsurkunde besorgen, das kostet wieder sieben Mark, das ist auch schon wieder ein Problem, dann werde ich versuchen, wieder... naja.

Wenn ich jetzt da wohnen kann, habe ich erstmal Ruhe. Ich brauche mir keine Sorgen zu machen, wie ich wohnen da kann, beziehungsweise ich brauche mir auch dann wahrscheinlich keine Sorgen mehr groß um Essen zu machen, dann kann ich nämlich erstmal versuchen, meine Papiere in Ordnung zu bringen, ich versuche, aus dem Kreislauf wieder raus zu kommen. Ich bin normalerweise kein Mensch für die Straße. Ich habe auch Träume, Vorstellungen, weißt du, ich möchte auch wieder ein geregeltes Zuhause haben, und eine Arbeit. Ich drücke mich vor keiner Arbeit, im Gegenteil, ich kann arbeiten. Bloß mir muß die Möglichkeit gegeben werden, bloß anders herum, guck mal, wenn ich jetzt komme, ich habe keine Anschrift, ohne Anschrift kriegst du keine Arbeit, ohne Arbeit kriegst du aber keine Wohnung. Das ist doch ein Kreislauf, weißt du, du hast keine Wohnung, du kriegst keine Arbeit, ohne Arbeit hast du kein Geld, und ohne Geld kriegst du keine Wohnung. Dann bist du nur in einem Dreieck drin, weißt du, und da kommst du nicht wieder raus. Und mit den 400 und paar zerquetschte, da Sozialunterstützung, kannst du dir keine Wohnung leisten.

ENDE

Weiter zur Interpretation (= Linear Lesen)

Zurück zur Homepage dieser Arbeit

© Text und Gestaltung: Stefan Schneider (zosch@zedat.fu-berlin.de)
Fotos: Karin Powser - Logo: Willly Drucker
Letzte Änderung: 08.12.97