Stefan Schneider - Wohnungslosigkeit und Subjektentwicklung

VII Auswertung

Einfach ist es nicht, nach den ausführlichen Aussagen der Wohnungslosen und der jeweiligen Fallinterpretation jeder einzelnen Person ein Hauptmotiv zuzuordnen, welches die Person chrakterisiert. In einer ersten Übersicht will ich versuchen, allgemeinste Gemeinsamkeiten zu skizzieren.

"Nähegruppe"

 HANS Wiederherstellung des Status Quo Der Glaube an eine persönliche Integration in gesellschaftliche Normalverhältnisse ist nicht grundlegend erschüttert. Von der Sozialarbeit und den Hilfeeinrichtungen wird erwartet, daß sie daß realisieren helfen. Die Wohnungslosen glauben, daß sie es - wenn sie denn Unterstützung erhalten, es aus eigener Kraft schaffen könn(t)en.
 JENS Entwicklung durch Umbrüche und Krisen hindurch
 JOCHEN Flucht - Heimkehr

 "Ambivalenzgruppe"

 DIETER  in normale Verhältnisse "hineinrutschen" wollen Obdachlosigkeit wird als diffuse Situation erlebt, als Verquickung von unglücklichen (gesellschaftelichen) Umständen und eigenen Fehlern. Dem entspricht ein diffuses Verhalten gegenüber der Sozialarbeit und den Hilfeeinrichtungen. Sie werden in Anspruch genommen, aber so recht fehlt der Glaube und auch der Wille zu einer nachhaltigen Veränderung der eigenen Situation. Man kann einigermaßen Überleben so, aber letztlich fehlt eine klare eigene Perspektive. Vielleicht könnten Hilfeeinrichtungen hier Lösungen darstellen, zumindest aber ist man hier zeitweilig in seiner Obdachlosigkeit aufgehoben, indem man die Leistungen (Suppen, Tagesaufenthalt, Kleidung etc.) annimmt.
 ERNST (Verschämte Armut)
Haltepunkt finden vor dem "Nichts"
 HERBERT Obdachlosigkeit als Bestandteil des Lebens
 MARTIN Widersprüchliche Möglichkeit
 OTTO sehen, was "Hilfe" bieten kann Angebot
 PAULA Krücke - brüchiges Konzept vom Alternativleben

 

 "Distanzgruppe"

 ACHIM  Burn-Out Obdachlosigkeit ist der Ausdruck eines zerstörten, in die Brüche gegangenen Lebens. Gebrochene, verwundete Persönlichkeiten. Obdachlosigkeit als schleichende, zum Teil auch inszenierte Selbstzerstörung. Nur noch Restbestände an Selbstwert und Ehrgefühl erhalten am Leben. Eigene Perspektiven erscheinen in dieser sozialen Wüste wie eine Fata Morgana: Einige laufen dem Trugbild noch hinterher, andere lassen sich nicht mehr täuschen.
 FRANK Ordnung - Katastrophe - diffuse Hoffnung
 GERHARD Glaube
 NICK Flucht - "cool" sein - keine Hoffnung mehr haben
 SIEGFRIED erreichter Status quo zerstört, sich trotzdem als Macher behaupten

"Organisationsgruppe"

 HEINER Kritik als Lebensinhalt Obdachlosigkeit heißt auch, daß bestimmte Vorstellungen von Leben nicht so realisiert werden konnten, wie es eigentlich geplant war. Zum Teil aufgrund äußerer Bedingungen, zum Teil durch eigenes Verschulden. Obdachlosigkeit zwingt zur Neuorientierung. Man kann aus dieser Situation etwas machen, indem man sich an Initiativen und Selbsthilfeprojekten in diesem Bereich beteiligt. Zumindest ist es lohnenwert, es immer wieder zu versuchen.
 MARTINA eigenen "Film" drehen wollen
 WERNER bei der Aktion komme ich vielleicht raus: Selbsthilfeprojekte als Trafo

 

Weiter (= Linear Lesen)

Zurück zur Homepage dieser Arbeit

© Text und Gestaltung: Stefan Schneider (zosch@zedat.fu-berlin.de)
Fotos: Karin Powser - Logo: Willly Drucker
Letzte Änderung: 08.12.97