I.

Mal ein anderes: Modelle erfüllen den Zweck, Wirklichkeit abzubilden.Sie tun dies mal mehr, mal weniger komplex. Das Modell eines geplanten Hauses beispielsweise, in entfalteter Form: Wie es sich in eine Landschaft oder in eine Siedlung, Straße etc. einfügt. Des weiteren gibt es auch dynamische Modelle, Modelle also, die uns Bewegungs- oder Entwicklungszusammenhänge aufzeigen oder erklären. Schach ist so ein Modell. Mit einer Mannschaft, deren Bewegungsmöglichkeiten festgelegt sind, habe ich , durch geschicktes und intelligentes Spiel, soviel "Macht"zu entfalten mit dem Ziel, den Gegner zu vernichten, indem er bewegungsunfähig, "matt" ist. Mir droht dasselbe. In den Atomzentralen der Weltmächte spielen gigantische Computeranlagen das Modell "atomarer Weltkrieg" wieder und wieder durch. Modell­eisenbahnen sind ein vergleichsweise viel harmloseres Spiel, um das funktionieren komplexer Gleis- und Fahrplananlagen durchzuspielen und zu erproben. Wir sehen: Modelle setzen ein gewisses Vorverständnis wirklicher Zusammenhänge voraus, haben aber das Aufgabe, uns wirkliche Funktionsweisen und Mechanismen der Wirklichkeit verständlich zu machen, näher zu bringen. Dies scheint auch notwendig, weil die gesellschaftliche wirkliche Wirklichkeit hochgradig komplex, differenziert und nur schwer zu durchschauen ist. Die Modelle, die uns von frühester Kindheit ein angeboten werden, sind mehr oder weniger angemessen, d.h. sie erklären die Wirklichkeit mehr oder weniger gut. Wir alle brauchen Modelle, wir alle arbeiten mit ihnen. Diesem unserem"Spieltrieb" lauern zwei Gefahren:

Wie nun, wenn dieses Modell letztlich falsch ist! Man denke an die Generationen von Wissenschaftlern, die sich vergeblich an der Realisierung des"perpetuum mobile" abgearbeitet haben. Wie nun , wenn wir Modell mit Wirklichkeit verwechseln. Anschaulich wird die am allgemeinen Gesellschaftsspiel "Demokratie". Wir alle spielen und kennen es: "alle Macht geht vom Volke aus", wir beherrschen auch mehr oder minder die Spielregeln, die im übrigen weitaus umfangreicher sind als nur alle vier Jahre einmal mittels Kreuz die Mehrheiten auszuwürfeln".

Spätestens aber, wenn wir hören, daß in diesem Spiel Leute mitmischen mit Monopoli -Spielgeld, wenn Herr Flick die Schoßstraße kaufen will, weil er sich über den Krupp ärgert, der schon sein drittes Hotel eben gebaut hat, und der Lambsdorf von der Bank es nur gegen ein Wasserwerk eintauschen will... An dieser Stelle könnte einer schon stutzig werden und sich fragen: Haben wir das Spiel mit der Wirklichkeit verwechselt? oder: Was wird hier eigentlich gespielt. Sind wir wieder einer von J.R.s Intrigen zum Opfer gefallen? Ein weiterer Zusammenhang wird durch unsere Darstellung offenbar: Dadurch daß wir es sind, die mit diesem Modellen arbeiten, gehen diese auch in unsere Wirklichkeit ein: der atomare Großrechner ist Wirklichkeit. Bei einem Schachspiel sind wir wirklich dabei. Spiel und Wirklichkeit bedingen einander als untrennbare Elemente einer Sache. Der sich die Natur aneignende Mensch zwingt ihr seine Gesetze auf, kann sich selbst aber letztlich nicht über die Naturgesetze hinwegsetzen.  

1867 ist von Charlie ein bislang noch wenig bekanntes Spiel in seiner Erstfassung veröffentlicht worden, das komplexe Modell wurde zwar immer und immer wieder bemüht, aber so richtig zuende gespielt hat es noch keiner, zumal in den darauffolgenden Jahren und Jahrzehnten immer neue Erweiterungen, Veränderungen oder auch Verkürzungen dieses Spiel auf den Markt kamen, vielleicht ist auch gerade dies der Grund dafür... Wie dem auch sei, dieses Spiel, es heißt im übrigen "politische Ökonomie", läßt sich auch ausschnittsweise spielen, und ich möchte das in diesem Zusammenhang einmal kurz vorführen.  

II.

Also, es gibt zwei Sorten von Menschen, Leute, die Produktionsmittel haben und solche, die's nicht haben. Ein rascher Blick auf mein Konto und in mein Zimmer (fast alles, was ich - besitze) überzeugt mich davon, daß ich zu der zweiteren Sorte von Menschen gehöre. Das ist nun nicht weiter schlimm, erfahre ich, ich kann ja immer noch meine Arbeitskraft verkaufen, darin bin ich schließlich frei. Verwunderlich an dieser Überlegung ist einzig die Tatsache, daß es einfach nicht stimmt: Mit meinen stattlichen 22 Jahren beziehe ich als Student noch immer Staatsknatter auf Kredit (nun ja), meine Arbeitskraft verkaufe ich in der Regel nur dann, wenn ich etwas haben will, wovon mich der geringe Etat der Staatsknatter (äh, BAfög) ausschließt, was im übrigen eine rein rechnerische Frage ist: minus Miete, minus Strom, minus Telefon, minus Lebensmittel minus minus minus minus. Wesentlich länger die Liste der Kosten ist nur noch die Liste der Sachen, die ich mir nicht kaufen kann, wie gesagt, der Ausschlußmechanismus, der über die Finanzen geregelt ist. Der bisherige gelegentliche Verkauf meiner Arbeitskraft realisierte sich in so monotonen und schlecht bezahlten Arbeiten wie Konserven stapeln,

Schläuche zusammen stöpseln, Wäsche falten, Fleischsalat rühren, Erde schippen usw. Ich will mich darüber nun wirklich nicht beklagen, aber was hat das jetzt mit dem Sozialpädagogikstudium bzw. mit dem Tps zu tun?

Nach alledem was ich weiß, ist festzustellen: Das Ende meines Studiums markiert den Zeitpunkt, ab dem ich darauf angewiesen bin, vollständig eigenverantwortlich mich um die Beschaffung der für mich lebensnotwendigen Finanzen zu kümmern: vermutlich durch Lohnarbeit. Das interessante daraa ist, daß das Diplom lediglich eine Art Lizenz ist, der mir den Zugang zu speziell dafür ausgeschriebenen Arbeitsplätzen, soweit vorhanden - ermöglicht.

Kann kein Arbeitsplatz für mich bereitgestellt werden, darf ich mich arbeitslos melden, das mir dann zur Verfügung gestellte Geld schließt mich noch mehr von gesellschaftlichen Zusammenhängen aus. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, mich langfristig selbst auf die Seite der Produktionsmitteleigner zu schlagen. Wenn wir von Wohlfahrtskonzernen reden, heißt dies, das hier nach unternehmerischen Gesetzen gewirtschaftet wird. Bekanntermaßen ist das einzige unternehmerische Gesetz das Gesetz des Profits. Sogesehen kann ich als Eigentümer eines sozialen Kleinunternehmens Lohn(-diplomsozial, u.a.-)arbeiter anstellen, denn, wie wir wissen, nur menschliche Mehrarbeit schafft Mehrwert, und davon profitierend, kann ich als sozialer Subunternehmer mein Einkommen erwirtschaften. Dieses ist selbstverständlich größer als das meiner Angestellten, schließlich trage ich auch das"unternehme­rische Risiko", und habe"das Kapital vorgeschossen".

Wem diese Gedankengänge abstrus erscheinen, der möge sich fragen, ob er gerne arbeiten würde, wenn er nicht müsste. Wenn selbstbestimmtes Arbeiten dort aufhört, , wo bestimmt werden müßte, wie und mit welchen Mitteln gearbeitet wird. Wenn Kritik notwendigerweise an der Stelle aufhören muß, wo der eigene Arbeitsplatz bedroht ist.

Wenn soziale Arbeit nicht Ursachen bekämpft sondern bestenfalls Folgen lindert. Ja, ich habe TPS gemacht, ich werde meine Diplomarbeit schreiben, ich werde meine Arbeitskraft verkaufen... Und bei alledem habe ich manshmal eine grenzenlose Wut im Bauch und ich balle meine Faust - in der Tasche.  

III.

Wir alle arbeiten mit Modellen, wir brauchen sie. Jede/jeder hat im Verlauf seines Studiums verschiedene kennen und anwenden gelernt. Und es gibt einige Spiele, die sind noch nicht zuende gespielt. Das schönste Spiel ist die Wirklichkeit. Wir sollten da mal gehörig mitmischen...

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